Claudia Bürgi
Das Spannungsfeld
Ich bin leidenschaftliche Volksschullehrerin. Eine Schule für alle. Das Bestreben, allen die gleiche schulische Grundbildung zu ermöglichen, ein tiefer Wunsch.
Es dürfen alle das Gleiche lernen. Was für ein Geschenk. Aber der Anspruch alle gleich machen zu wollen oder am Gleichen zu messen, ist nicht natürlich. Eine Grundeigenschaft allen Lebens ist es, dass kein Wesen identisch ist mit einem anderen. Also muss das doch einen Sinn haben und gefördert werden. Und zwar gleich. Was für mich heisst, die Verschiedenheit aller zu ermöglichen, aber eben auch zu respektieren. Weil ja alle die Möglichkeit bekommen müssen, ihre Eigenart zu leben. Also ist die Grenze dieser Förderung des «Ichs» die Gemeinschaft, die Summe der anderen. Was für ein Spannungsfeld!
Genau in dieser Spannung befindet sich mein Wirkungsfeld. Das urmenschliche Bedürfnis nach Autonomie (Verwirklichung des «Ichs») und Geborgenheit (ein Teil der Summe der anderen «Ichs» sein zu wollen). Als Bild: Das Säugling, der mit Ausdauer, Geduld und Interesse seine Hände beobachtet und untersucht (Ich). Dies aber nur mit dieser Intensität tun kann in einer Umgebung, wo er sich sicher und aufgehoben fühlt (Gemeinschaft).
Mein Ziel: Jugendliche aus der obligatorischen Schulzeit zu entlassen, die dieses Spannungsfeld gezielt wahrnehmen und darin wirken können. Junge Erwachsene, die ihrem eigenen Weg entlang gehen, an den Grenzen der anderen, als Teil von allen.
Die Freiheit
Bildung als Schlüssel zur Freiheit. Was die heutigen Bildungsinhalte der Volksschule sind, bestimme nicht ich, sondern unsere aktuelle Gesellschaft. Das ist mein Auftrag als Lehrperson. Die Schulleitung und die Bildungsdirektion kontrollieren mich, damit die SchülerInnen sich frei in der aktuellen Bildungslandschaft bewegen können.
In wie weit diese Bildungsinhalte vom Kind aufgenommen und nachhaltig gespeichert werden, hängt vom Kind ab. Es lernt mit allen ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen. Ich als Lehrperson kann noch so sehr lehren, es ist das Kind das lernt, ich kann es nicht für das Kind tun, es macht das Lernen selber. Was ich aber tun kann, ist Lerninhalte so anzubieten, dass es dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend aufgenommen werden kann, wenn es dann will. Und wenn es nicht will, dann erörtere ich die Gründe dafür und mache einen neuen Plan. So lerne auch ich. Weil Lernen nun mal so funktioniert.
Als Schule habe ich die Freiheit, aufgrund von pädagogischen Erkenntnissen, Erfahrungen und Überzeugungen, Bildung so zu ermöglichen, wie ich es für die Kinder und Jugendlichen richtig und wichtig finde. Die Haltung einer Schule macht den Unterschied. Ich bin glücklich in dieser Freiheit arbeiten zu dürfen.
Die Haltung
Die Haltung meiner Schule basiert grösstenteils auf der Pädagogik von Johann Heinrich Pestalozzi, Maria Montessori, Rudolf Steiner und den Erkenntnissen der Neurobiologie. Dieses Wissen ist nicht neu. Die Bücher dieser Pädagogen sind hundertjährig. Und die Erkenntnisse der Wissenschaft über das Lernen und das Kind sind seit Langem bekannt. Remo Largo, Kinderarzt und Professor, hat schon vor über 20 Jahren über die Bedürfnisse des Kindes gelehrt. Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie, schafft es, für mich als Laien Erfahrungen aus der Hirnentwicklung, die auch nicht mehr brandneu sind, verständlich zu machen.
Neu ist, dass ich nur die Erkenntnisse nutze, welches in Resonanz zu mir als Lehrperson stehen. Ich berufe mich nicht auf Werke oder Persönlichkeiten. Neben dem nicht von mir erfundenen Wissen, stütze ich mich bei meiner Arbeit auf die Beobachtungen und Erfahrungen mit dem einzelnen Kind.
Ich behalte immer den Blick auf die aktuelle Gesellschaft und damit auf das, was das Kind jetzt braucht um sich darin frei, verantwortlich und wertvoll zu fühlen. Es soll sein Potential heute schon zeigen können, damit es gestärkt in die Zukunft wachsen kann.
Dazu gehört meiner Ansicht nach auch das Erreichen kognitiver Bildungsziele. Diese werden von der Schule angestrebt. Die gesunde Persönlichkeitsentwicklung des Kindes steht dabei aber immer im Vordergrund.
Mein Weg
Nach meinem Studium an der Universität Zürich, erhielt ich das Diplom als Sekundarlehrperson phil I. Durch meine zahlreichen, halbjährlichen Reisen und meine bewusste Wahl, Stellen auf allen Niveaus der Oberstufe, in den verschiedensten Schulhäusern anzunehmen, bewahrte ich mich davor, irgendwann mein Suchen nach der «richtigen» Schule, dem Komfort eines Dreijahresrhythmuses als Sekundarlehrperson zu opfern. Ich bin glücklich, dass ich die Möglichkeit dazu hatte.
Nach sieben Jahren, wurde es mir aber doch zu anstrengend. So suchte ich mir eine Stelle im Wirtschaftsbereich. Wollte mich dem Lehrerberuf noch nicht hingeben die nächsten dreissig Jahre. Ohne Erfolg. Niemand wollte mich. Damit ich wenigstens ein wenig Arbeitsluft um mich hatte, entschied ich mich für eine Stelle an einer Berufsschule als Lehrperson für das Fach Allgemeinbildung. Durfte da zum ersten Mal erleben, wie einem Flügel wachsen, wenn man eine Leitung hat, die voll und ganz hinter ihren MitarbeiterInnen steht. Wunderbare Erfahrung.
Doch etwas bewegte mich zutiefst. Zu sehen, wie nach unserer hervorragenden Volksschule, nach einer weltweit einzigartigen Berufsausbildung, die jungen Erwachsenen zwar top ausgebildet, doch als Menschen irgendwie verschwunden sind.
O.k. dachte ich, dann muss ich ganz vorne beginnen. So machte ich eine Ausbildung zur Spielgruppenleiterin, um zu verstehen. Und ich fand Antworten in der Pädagogik von Rudolf Steiner. Freies Spiel, Sinnhaftigkeit, Vorbildfunktion, das Kind als ganzheitliches Wesen. Ich war glücklich.
Dann weitersuchen. Und wie soll Bildung für schulpflichtige Kinder aussehen? Diese Antwort fand ich an einer wunderbaren Schule, dem Moosbachhof in Zug. Kinderaugen: ihrer Würde voll bewusst, Entdeckerfreude, intakte Lebendigkeit. Mich hat es umgehauen. Es gibt sie wirklich, die Schule, wo Kinder ganz Mensch sein dürfen! Überglücklich. Und der tiefe Wunsch ist geboren, eine Schule nach dem Vorbild Moosbachhof zu gründen.
Die Ausbildung zur Montessori Pädagogin, stärkte mein Vertrauen in meine Fähigkeiten als Primarschullehrperson. Schweren Herzens nahm ich meine Kinder aus der Schule. Paradox, meine Kinder fühlten sich wohl dort, wo sie waren, doch Papa und Mama hat andere Pläne… Sie wissen, was sie euch ermöglichen möchte. Was ihr damit macht, ist eure Sache, wie bei allen Entscheidungen, die wir Eltern so treffen.
Tja, und so startete ich im August 2019 mit dem Pilotprojekt LernRaum Allegra im wunderschönen Klus Park der Stadt Zürich. Es zeigte sich, dass das Konzept LernRaum Allegra auch in der Praxis wunderbar funktioniert und dass unser Angebot auf rege Nachfrage stösst. Nachdem wir die Schulbewilligung vom Kanton Zürich erhalten haben, gründete ich die LernBegegnung GmbH, welche den LernRaum Allegra jetzt trägt. Drei Jahre lang durften wir im Selbsthilfecenter der Stadt Zürich zwei Räume mieten. Auf August 2022 mussten wir wegen Eigengebrauch unseren geliebten Schulstandort verlassen.
Unser neues Zuhause fanden wir im alten Schulhaus Langrüti auf dem Wädenswiler Berg. Jetzt machen wir Schule in einem «echten» Schulzimmer! Die Sporthalle im Pavillon ist wenige Schritte entfernt, ein grosser Pausenplatz lädt zum Spiel ein und im Haus 40 nebenan befindet sich die Holzwerkstatt. Umgeben von Weiden, Feldern und Wald, hoch über dem Zürichsee haben wir unseren Wunschstandort gefunden. Wir freuen uns riesig!
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie mehr über unsere Lernangebote erfahren wollen. Wir freuen uns von Herzen, Ihnen unseren Weg zu zeigen, wie Lernen Kinder und Jugendliche ganzheitlich erfüllt und verbindet.
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